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Das Ende von Europas wertvollster Währung

Finanz-Redakteur
Nur der 100-Lats-Schein zeigt eine historische Persönlichkeit: Krisjanis Barons. Er wurde bekannt als Sammler lettischer Volkslieder, Schriftsteller und Herausgeber. Damit trug er entscheidend zur Entstehung eines lettischen Nationalgefühls bei Nur der 100-Lats-Schein zeigt eine historische Persönlichkeit: Krisjanis Barons. Er wurde bekannt als Sammler lettischer Volkslieder, Schriftsteller und Herausgeber. Damit trug er entscheidend zur Entstehung eines lettischen Nationalgefühls bei
Nur der 100-Lats-Schein zeigt eine historische Persönlichkeit: Krisjanis Barons. Er wurde bekannt als Sammler lettischer Volkslieder, Schriftsteller und Herausgeber. Damit trug er ...entscheidend zur Entstehung eines lettischen Nationalgefühls bei
Quelle: aes.iupui.edu
Zum 1. Januar tritt Lettland der Euro-Zone bei. Damit endet die recht kurze Geschichte des Lats. Eigentlich traurig, denn die Währung des kleinen Baltenstaats ist eine der wertvollsten der Welt.

Begeisterung sieht anders aus. Umfragen zufolge ist derzeit nur jeder Fünfte der rund zwei Millionen Letten für den Beitritt seines Landes zur Euro-Zone. Nichtsdestotrotz wird Lettland am 1. Januar als 18. Staat die Gemeinschaftswährung übernehmen.

Mit einem großen Feuerwerk über der Hauptstadt Riga soll dies in der Silvesternacht auch offiziell gefeiert werden, ungeachtet der Skepsis der Bürger.

Doch vielleicht hat diese auch damit zu tun, dass die bisherige Währung des Landes in Europa eine einzigartige Stellung hatte. Denn der Lats war bisher rein numerisch die wertvollste Währung Europas. Ein Lats ist rund 1,40 Euro wert, und damit beispielsweise auch mehr als das britische Pfund, für das man derzeit nur rund 1,20 Euro erhält.

Sogar weltweit gibt es derzeit nur drei Währungen, die mehr wert sind als der Lats: der omanische Rial sowie der kuwaitische und der bahrainische Dinar.

Lettland hat schwere Wirtschaftskrise hinter sich

Das ist insofern erstaunlich als die Baltenrepublik bei der Wirtschaftsleistung deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegt und zudem in den vergangenen Jahren durch eine tiefe Krise gegangen ist. Mit der Finanzkrise stürzte die Wirtschaft seit 2008 dramatisch ab, das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte binnen zwei Jahren um 25 Prozent, weit mehr noch als in Griechenland.

Doch die Regierung erhielt nicht nur eine internationale Finanzspritze, sie setzte auch konsequent eine rigorose Sparpolitik durch. So arbeitete sich das Land rasch wieder hoch und wurde inzwischen sogar zum Musterschüler der EU mit Wachstumsraten von fünf Prozent in den Jahren 2011 und 2012.

2013 dürfte das Wachstum bei drei Prozent gelegen haben. Allerdings ist damit das alte Niveau vor der Krise noch nicht wieder erreicht.

Dass der Lats dennoch die wertvollste Währung Europas ist, hat damit aber letztlich nichts zu tun. Denn bei der Schaffung einer Währung kann ein Staat deren Wert natürlich mehr oder weniger frei festlegen.

Eine Streichholzschachtel legte den Wert fest

Das tat auch Lettland, als es 1993 den Lats einführte. Den Namen übernahm es dabei aus jener Zeit vor der Okkupation durch die Sowjetunion, als es schon einmal einen lettischen Staat gegeben hatte.

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Für den Wert wurde ein Umtauschverhältnis von 200 zu 1 gegenüber dem lettischen Rubel festgelegt, der unmittelbar nach der erneuten Unabhängigkeit für einige Zeit in Umlauf gewesen war.

Nach Aussage des damaligen Präsidenten der Nationalbank, sei der Kurs dabei so festgelegt worden, dass man auch für einen Santims (die Untereinheit des Lats), noch etwas kaufen konnte, und eine Schachtel Streichhölzer kostete damals zwei Rubel.

Ein Lats entsprach folglich rund zwei Mark, was heute wiederum etwa ein Euro wäre. Lettland band den Lats jedoch an die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR), eine künstliche Währungseinheit des Internationalen Währungsfonds.

Diese SZR legten stetig an Wert zu, und so stieg auch der Kurs des Lats. 2001 war er sogar schon einmal fast zwei Euro wert, danach erholte sich der Euro wieder. 2004 wurde der Wechselkurs dann fest an den Euro gebunden und liegt seither bei rund 1,40 Euro je Lats.

Lats-Scheine zeigen nur eine historische Person

Erstaunlich bescheiden ist im Vergleich zum Wert der Lats-Scheine dagegen die Gestaltung der Banknoten. Auf den Rückseiten werden lediglich Ornamente gezeigt, auf den Vorderzeiten sind Bäume, Bauernkaten oder Schiffe zu sehen. Einzig der 100-Lats-Schein zeigt eine historische Persönlichkeit: Krisjanis Barons.

Er lebte von 1835 bis 1923 und wurde bekannt als Sammler lettischer Volkslieder, Schriftsteller und Herausgeber. Damit trug er entscheidend zur Entstehung eines lettischen Nationalgefühls bei.

Auf der 500-Lats-Banknote ist zwar ebenfalls ein Mensch zu sehen, ein Bauernmädchen in traditioneller Volkstracht. Dieses ist jedoch keine reale Person, sondern eine Allegorie auf die lettische Nation, ähnlich wie die deutsche Germania. Die lettische Version heißt „Milda“, und für sie hat immerhin 1929 eine Mitarbeiterin der staatlichen Münzprägeanstalt Modell gestanden.

„Milda“ immerhin wird auch den Übergang in die Euro-Ära überleben, denn sie wird künftig auf den lettischen 1- und 2-Euro-Münzen zu sehen sein.

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